Tierversuche bei der Bundeswehr kosten 2 Millionen Euro +++ Meerschweinchen mit Nervenkampfstoffen und Senfgas vergiftet

Camila Cirlini

Meerschweinchen und Ratten wurden mit den Nervenkampfstoffen VX, Soman und Senfgas vergiftet, bei Mäusen wurden schwere Verletzungen verursacht oder die Spätfolgen einer Verstrahlung beobachtet, Schweine mussten für chirurgische Übungen herhalten. Insgesamt wurden von der Bundeswehr in den letzten 20 Jahren 7.507 Tiere in Tierversuchen verwendet. Für weitere Forschungs- und Ausbildungsvorhaben wurden externe Einrichtungen beauftragt, deren Kosten sich von 2012 bis 2019 auf knapp 2 Millionen Euro beliefen. DIE LINKE. Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Tierschutz und Tierrechte hatte die kleine Anfrage mit Unterstützung der Ärzte gegen Tierversuche e.V. vorbereitet und kritisiert auf’s Schärfste die Machenschaften der Bundeswehr.

In dem Papier werden ferner 27 Affen genannt, die allerdings nicht in der anhängenden tabellarischen Übersicht auftauchen. An 18 Makaken wurden beim Deutschen Primatenzentrum Göttingen von 2005-2009 Experimente mit Pocken-Viren durchgeführt. 9 Krallenaffen wurden durch eine nicht genannte externe Einrichtung Nervenkampfstoffen ausgesetzt.

Bei mehreren Versuchsvorhaben wurden Ratten, Mäuse oder Meerschweinchen verschiedenen Nervenkampfstoffen wie VX, Soman oder Senfgas (Lost) ausgesetzt. Häufig waren auch Experimente, bei denen Tiere schwere Verletzungen zugefügt wurden, wie Nervenverletzung und Blutarmut beim Schwein, Blutungsschock bei Schwein und Maus, Knorpelverletzung beim Kaninchen, Spätfolgen einer Verstrahlung bei Mäusen.

Einer der 48 aufgeführten Versuche aus dem Jahr 2015 sei wegen zu großer Belastung für die betreffenden Tiere nicht genehmigt worden. Dabei sollten Meerschweinchen über die Haut mit VX vergiftet werden. VX ist ein Nervenkampfstoff, der über die Haut in den Körper eindringt, die Atemmuskulatur lähmt und innerhalb weniger Minuten unter starken Krämpfen und Schmerzen zum Tod führt. Ähnliche Versuche mit VX-Vergiftungen wurden 2013 und 2015 aber offensichtlich genehmigt und durchgeführt – hier waren die Meerschweinchen allerdings narkotisiert.

„Laut geltendem Recht sind Tierversuche zur Entwicklung und Erprobung von Waffen und Munition verboten. Dass die Bundeswehr Auswirkungen von Kampfstoffen und Verletzungen an Tieren trotz dies Verbotes erforscht ist ein ausgewachsener Skandal“, erläutert Camila Cirlini, Vorstandsmitglied DIE LINKE. BAG Tierschutz und Tierrechte. „Zahllose chirurgische Übungen zur Aus-, Fort- und Weiterbildung wurden an Mäusen, Ratten, Meerschweinchen und Schweinen durchgeführt, obschon es mittlerweile innovative Tools gibt, mit denen chirurgische Eingriffe erlernt werden können, ohne dass Tiere dafür herhalten müssen“, erklärt Camila Cirlini. Dazu zählen lebensechte menschliche Modelle, die Puls und Atmung haben und bluten können sowie hochmoderne Computersimulatoren, die ein absolut authentisches Operationsgefühl bieten inklusive haptischer Wahrnehmung und unvorhersehbaren Komplikationen.

„Auf Grund anatomischer Unterschiede zwischen Tier und Mensch sind Operationsübungen am Tier ungeeignet, sie stellen sogar ein Risiko dar, denn durch sie wird lediglich eine vermeintliche Sicherheit vermittelt. Chirurgen sollen schließlich Menschenleben retten und nicht Schweinen zunächst haarsträubende Verletzungen zuzufügen, um sie dann vermeintlich zu retten. DIE LINKE hat bereits 2019 ein Programm zum Ausstieg aus Tierversuchen beschlossen. Wir lehnen Tierversuche nicht nur aus ethischen Gründen grundsätzlich ab und wollen Alternativen erheblich mehr fördern, als dies bislang der Fall ist. Alternativmethoden sind da und können Tierversuche gänzlich überflüssig machen, es braucht hier aber den Willen und die parlamentarische Entschlossenheit dieses antiquierte Kapitel in die Vergangenheit zu verbannen.“ Erläutert Camila Cirlini, die bei der diesjährigen Bundestagswahl auf Platz 5 der NRW-Liste für DIE LINKE kandidiert abschließend.

DIE LINKE fordert Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer auf, sämtliche Tierversuche zu Forschungs- und Übungszwecken umgehend einzustellen.

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Camila Cirlini