Erklärung des Vorstandes der LAG Tierschutz DIE LINKE.NRW

Das Pferd ist ein hochsensibles Flucht- und Herdentier. Die Flucht ist für das Pferd die einzige Möglichkeit sich ausweglosen Situationen zu entziehen. Es nimmt Gerüche, vor allem Geräusche anders und viel sensibler wahr als wir Menschen. Der Blickwinkel ist durch die seitliche Stellung der Augen viel größer, sodass Pferde dadurch auch nach hinten sehen können.

In wissenschaftlichen Beiträgen kann man häufig lesen, dass man Pferde „für solche Auftritte trainieren kann“. Das ist richtig, denn nahezu jedes Tier ist trainierbar. Dennoch bleibt immer ein Restrisiko, denn ein Pferd ist und bleibt ein Lebewesen und ist nicht zu einhundert Prozent in seinem Verhalten kalkulierbar.

Bei dem diesjährigen Unfall handelte es sich um ein Kaltblut-Gespann; ein Kaltblüter bringt etwa um die 800 kg auf die Waage. In der vorliegenden Situation wurden die Tiere angeblich von einem Gegenstand getroffen. Eine Flucht nach vorne in die Fußtruppe war wohl für die Tiere der einzige Ausweg aus dieser Gefahrensituation. Nicht auszudenken, wenn sie zur Seite in die Zuschauermengen ausgebrochen wären, wo sich - wie im Karneval üblich - auch viele Kinder aufhielten.

Im Festzug ist es vor allem für ein Gespann sehr schwierig gezwungenermaßen ruhig zu bleiben, da die Tiere weder vor noch zurück können. Die häufigen Stopps geben zudem den Pferden keine Gelegenheiten ihre Unsicherheit durch Bewegung abzubauen. Hinzu kommt die Enge durch die Menschen, wodurch den Pferden und den betroffenen Personen keine Möglichkeit zum Ausweichen bleibt.

Im erklärten Pferdeland NRW mit dem Kulturgut Pferd erwarten wir einen qualifizierten, respektvollen Umgang, was sich in der Öffentlichkeit wiederspiegeln sollte. Das gilt ebenso für Veranstaltungen an denen Pferde teilnehmen. Karnevalsumzüge in Großstädten sind nicht pferdegerecht und das kann auch nie gewährleistet werden. Tatsache ist, dass Pferde für Karnevalsumzüge wider ihrer Natur funktionalisiert werden. Pferde leiden darunter, was die Unfälle durch den hervorgerufenen Stress und Erschöpfung immer wieder belegen. Durch ein erneutes Verschärfen der Richtlinien wird diese Problematik nicht aus der Welt zu schaffen sein.

Wir fordern ein Verbot von Pferden in Karnevalsumzügen aus Liebe zum Pferd und vor allem aus Gründen der Sicherheit für Mensch und Tier.

Landesarbeitsgemeinschaft Tierschutz DIE LINKE.NRW
Der Vorstand
Uschi Kappeler (Pferdewirtin), Camila Cirlini, Martin Klaßen, Thomas Plauck

Foto: pixabay
Kaltblüter im Galopp

 

Karnevalsumzüge und die traurige Tradition der Pferde-Unfälle